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Verteilung von Forschungsgeldern: NASA geht gegen Geschlechter-Ungerechtigkeit vor

Egal ob gewollt oder unbewusst: Forschende Frauen haben es auch in der Astronomie schwerer als Männer. Die NASA will das Problem systematisch bekämpfen.
Hubble

Die US-Weltraumbehörde NASA wird ein System etablieren, mit dem der begehrte Zugang zu ihrem wissenschaftlichem Gerät und Teleskopen in Zukunft gerecht geregelt wird. Hier gab es Nachholbedarf, wie Untersuchungen in den letzten Jahren nachgewiesen hatten: Die gängigen Entscheidungsprozesse der Weltraumbehörde benachteiligten in der Vergangenheit weibliche Antragsteller, die sich etwa trotz gleicher Qualifikation deutlich weniger erfolgreich um wertvolle Beobachtungszeit am Weltraumteleskop Hubble beworben hatten. Nachdem der Testlauf eines gerechteren, doppelt anonymisierten Systems erfolgreich war, hat die Weltraumbehörde ein weiter verbessertes Vergabeverfahren nun offiziell eingesetzt. Dies betrifft etwa 650 Wissenschaftler, die derzeit rund 2300 Anträge auf den knappen und kostspieligen Zugang zu einem Instrument oder Teleskop der NASA bearbeiten.

Die NASA stützt sich auf Untersuchungen, die analysiert haben, wie und warum sich ein bewusster oder unbewusster Bias gegen Antragstellerinnen in den Prozess schleicht. Als problematisch gilt hier nach der Analyse der verschiedenen Verfahrensstufen durch Experten besonders die Phase, in der die wissenschaftliche Kompetenz und die bisherige Laufbahn von Antragstellern und Antragstellerinnen diskutiert wird. Die Anträge werden daher bereits seit 2018 doppelt anonymisiert, so dass Gutachter Geschlecht oder Ethnizität der Bewerber nicht kennen. Im neuen Prozess wird nun eine weitere Stufe eingeführt: Hinzugezogene Kommunikationsexperten achten dabei bei späteren Diskussionen darauf, dass Spekulationen über die Identität der Antragsteller vermieden werden und stattdessen der Fokus stets auf den wissenschaftlichen Hintergrund gelegt wird.

Dieses Verfahren vermeidet bewusst und unbewusst einfließende Vorurteile erfolgreicher, meint etwa die Astronomin Feryal Özel von der University of Arizona in Tucson gegenüber »Nature News«: Sie selbst und andere würden in Gutachterpanels »ihr Bestes tun, um Bias zu vermeiden – trotzdem weist ihn eine Untersuchung nach der anderen immer wieder nach«. Die internen Voruntersuchungen der NASA haben gezeigt, dass das neue Verfahren ein ausgewogeneres Verhältnis gewährleisten kann: In der ersten Stufe des Vergabeprozesses waren weibliche Antragsteller ebenso häufig erfolgreich wie Männer.

Das neue Verfahren wird ab nun für alle eingehenden Anträge auf die Nutzung des Chandra-Röntgenteleskops, der Forschungssatelliten TESS (Transiting Exoplanet Survey Satellite) und NuSTAR (Nuclear Spectroscopic Telescope Array), dem Neutron Star Interior Composition Explorer, kurz NICER, sowie den Swift- und Fermi-Gammastrahlenjägern gelten. Die Weltraumbehörde plant für die nähere Zukunft zudem, das gerechtere System auch bei allen anderen von ihr geförderten Forschungsarbeiten einzusetzen.

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