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Erinnern: Malen hilft dem Gedächtnis auf die Sprünge

Wer Begriffe oder Definitionen malt statt sie aufzuschreiben, behält sie offenbar besonders gut in Erinnerung. Das gilt vor allem für ältere Menschen und für Demenzkranke.
Kunst und Mathematik eint mehr, als man ahnt

Wenn wir uns Dinge einprägen wollen, dann könnte es hilfreich sein, sie einfach aufzumalen. Das berichten Wissenschaftler von der University of Waterloo um die Psychologin Myra A. Fernandes im Fachmagazin »Current Directions in Psychological Science«. Das Team hatte in mehreren Studien dem Erinnerungsvermögen von Probanden nachgespürt. Dabei entdeckten die Forscher, dass Versuchspersonen eine Liste mit Begriffe wie »LKW« oder »Birne« besser im Gedächtnis behielten, wenn sie aufgefordert wurden, diese zu zeichnen. Sollten die Teilnehmer die Wörter stattdessen mehrfach aufschreiben, im Geiste visualisieren oder Bilder der betreffenden Gegenstände betrachten, war das nicht annähernd so effektiv. Auch beim Einprägen von Definitionen zahlte sich der Griff zu Bleistift und Papier aus: Was sich zum Beispiel hinter einem Isotop verbirgt, konnten die Versuchspersonen sich ebenfalls besser merken, wenn sie die Erklärung künstlerisch umsetzen und nicht einfach nur abschreiben mussten.

Besonders stark von dem Effekt könnten Menschen profitieren, deren Gedächtnis ohnehin schon schwächelt, schreiben die Autoren. So schneiden ältere Menschen etwa schlechter ab als junge Personen, wenn sie sich Wortlisten durch Aufschreiben einprägen sollen. Lässt man sie die Begriffe hingegen zeichnen, verschwindet dieser Nachteil wieder. Und selbst Demenzkranke können mit der Zeichenmethode ihrem Gedächtnis auf die Sprünge helfen, wie ein Versuch offenbarte, bei dem sich Patienten aus einem Altersheim eine Liste mit 60 Wörtern mit Hilfe von verschiedenen Methoden einprägen sollten.

Fernandes vermuten, dass Malen als Gedächtnisstütze deshalb so gut funktioniert, weil es sowohl eine visuelle als auch eine motorische Komponente enthält. Zudem muss man sich stärker mit einem Begriff oder einer Definition auseinandersetzen, wenn man diese zeichnen möchte. Auf die künstlerischen Fähigkeiten kommt es hingegen nicht an: Selbst Teilnehmer ohne Zeichenerfahrung, die nur grobe Formen kritzelten, konnten sich anschließend besser erinnern. Weitere Studien sollen nun zeigen, ob sich Malen als Gedächtnistechnik auch bei komplexeren gedanklichen Konzepten oder etwa bei Terminen, die man in Erinnerung behalten möchte, als nützlich erweist.

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