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+++ EILMELDUNG +++: Forscher entdecken Walross in Raffael-Gemälde

Forscher entdecken Walross in Raffael-Gemälde

Die „Grablegung Christi“ gehört zu den berühmtesten Bildern des italienischen Renaissancemalers Raffael. Unter Kunsthistorikern wird es vor allem deshalb immer wieder diskutiert, weil es kompositorisch und perspektivisch nicht perfekt gelungen scheint. Eine Spezialaufnahme, die epoc vorliegt, offenbart nun, was Raffael eigentlich in den Mittelpunkt seines Bildes stellen wollte – nämlich ein Walross.

»Grablegung Christi« | Der italienische Renaissance-Maler Raffael stellte seine "Grablegung Christi" im Jahr 1507 fertig. Zahlreiche erhaltene Skizzen zeugen von den langwierigen und schwierigen Planungen. Viele Kunsthistoriker meinen, dass er das Geschehen künstlerisch unbefriedigend dargestellt habe.

Die Forscher, die zunächst ungenannt bleiben wollen, hatten das 175 mal 176 Zentimeter große Gemälde aus dem Jahr 1507 mit Infrarotlicht untersucht, um auf diese Weise die Unterzeichnungen des Meisters zu analysieren. Dabei handelt es sich um Skizzen, mit denen Künstler ihre Werke auf der grundierten Leinwand entwerfen – und die sie im weiteren Verlauf übermalen.

„Ich dachte an einen Scherz meiner Mitarbeiter“, beschreibt der Leiter der Untersuchungen den Moment, als ihm das Infrarotreflektogramm erstmals vorgelegt wurde. Doch das Lachen sollte ihm rasch vergehen, denn die Sensation war echt: Bevor er die „Grablegung Christi“ in Ölfarben ausführte, plante Raffael die naturgetreue Darstellung jenes arktischen Meerestiers. Bisher dachte man, die Kolosse seien im Italien jener Zeit gänzlich unbekannt gewesen.

Mit Hilfe von Infrarotlicht ... | ... lassen sich die Unterzeichnungen eines Gemäldes sichtbar machen. Im Fall von Raffaels "Grablege Christi" zeigt sich deutlich, dass der Maler ursprünglich ein ganz anderes zentrales Motiv plante – nämlich ein Walross.

Auf dem Bild der Spezialkamera ist das Walross jedoch deutlich zu erkennen und zudem derart detailliert gezeichnet, dass die Wissenschaftler das Werk mit Hilfe des Computers genau so rekonstruieren konnten, wie Raffael es eigentlich selbst hatte malen wollen.

"Für seine naturgetreue Unterzeichnung muss Raffael ein lebendes Walross zum Vorbild gehabt haben", sagt ein hinzugezogener Biologe. Bekannt ist bisher aber nur, dass der norwegischen Bischof von Drontheim im Jahr 1521 „den Kopf eines Walrosses einsalzen“ und als Geschenk nach Rom schicken ließ – 14 Jahre nach Fertigstellung der »Grablegung«. Auch Albrecht Dürers Zeichnung eines Walrosses stammt aus dieser Zeit.

Denkbar ist, dass Raffael die Überführung eines Walrosses in die Menagerie von Giovanni de’ Medici zeigen wollte. Jedenfalls hat sich dieser Freund Raffaels tatsächlich zeitlebens für exotische Tiere begeistert. Nachdem er 1513 als Papst Leo X. in den Vatikan einzogen war, hielt er dort unter anderem den berühmten Elefanten Hanno. Einige Jahre später taucht auch er in einem Werk Raffaels auf: in dem vatikanischen Fresko „Schöpfung der Tiere“.

Dank Raffaels detaillierter Unterzeichnung ... | ... konnten die Forscher das Bild mit Hilfe des Computers so rekonstruieren, wie es der Maler eigentlich geplant hatte.

Besondere Begeisterung dürfte die Entdeckung des Walrosses unter Kunstexperten auslösen. Denn mit dem kräftigen Tier in der Bildmitte scheint jegliche Unausgewogenheit im Werk Raffaels mit einem Mal verschwunden.

"Ich bin überzeugt, dass er den Auftrag für die 'Grablege Christi' unverhofft erhielt", berichtet der Untersuchungsleiter. "Raffael war also froh, dass er seinen Entwurf vom 'Walross' für das lukrative Geschäft einfach übermalen konnte." Tatsächlich litt der Künstler, der nie vermählt war, aber zahlreiche Affären hatte, immer wieder unter leerer Kasse.

Die Entdeckung soll noch heute im Rahmen einer internationalen Pressekonferenz in der römischen Villa Borghese der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

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