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Vulkanismus: Der größte Knall der Antarktis

Auch in der Antarktis gibt es aktive Vulkane - einer davon explodierte vor wenigen tausend Jahren. Es war die heftigste Eruption am Südpol seit Ende der Eiszeit.
Deception Island vor der Antarktis

Deception Island – Insel der Täuschung: So nannte der US-der amerikanische Robbenfänger Nathaniel Palmer dieses Eiland in den südlichen Shetlandinseln, einem Archipel in der Subantarktis, das weitgehend von Eis bedeckt ist. Nähert man sich der Insel aus den meisten Richtungen, sieht sie völlig normal aus, doch umschließt sie wie ein sehr enges Hufeisen eine große Bucht, die Schiffen eine ziemlich sichere Zuflucht in diesen Gewässern bietet. Heute ist klar, dass diese Form durch einen heftigen Vulkanausbruch entstand: Nachdem der Feuerberg explodiert war und sich die Magmakammer entleert hatte, stürzte ihr »Dach« ein, und es bildete sich eine Caldera, in die anschließend das Meer strömte. Doch wann fand diese katastrophale Eruption statt – und welche Folgen löste sie weltweit aus? Diese Frage wird seit Jahren diskutiert, nun legen Dermot Antoniades von der Université Laval in Quebec und sein Team in »Scientific Reports« eine neue Datierung vor.

Ablagerungen in einem See auf der nahen Insel Livingstone und anderen Gewässern der südlichen Shetlandinseln stammten von diesem Ausbruch und wiesen ein Alter von rund 3980 Jahren auf und belegen damit ein deutlich jüngeres Eruptionsdatum. Vorherige Studien hatten ein Alter von etwa 8300 Jahren angenommen. Über den vulkanischen Sedimenten folgte sofort eine Schicht aus Material, das von festem Land plötzlich eingetragen wurde und keine typischen See- oder Meeressedimente waren, wie geochemische und biologische Analysen zeigten. Nach der Explosion des Vulkans und dem Ascheregen folgte also ein starkes Beben, welches das Material abrutschen ließ. Daraus schließen die Geologen, dass sich erst die Magmakammer entleert hat und danach einbrach, als die Gesteinsschmelze als Widerlager verschwunden war.

Alle Daten zusammengenommen, schließen Antoniades und Co auf einen Ausbruch der Stärke 6 beim Vulkanexplosivitätsindex (VEI) – was ihn zur gewaltigsten (bekannten) Eruption der Antarktis seit Ende der letzten Eiszeit vor etwa 12 000 Jahren macht. 30 bis 60 Kubikkilometer Material wurden dabei herausgeschleudert und im Umkreis von 4600 Kilometern abgelagert. Die Explosion sei damit vergleichbar mit der des Tambora im Jahr 1815, die im Folgejahr das »Jahr ohne Sommer« auslöste: Asche und Schwefelpartikel verteilten sich demnach ebenfalls weiträumig in der Atmosphäre und schirmten die Sonneneinstrahlung mindestens auf der Südhalbkugel deutlich ab. Beim Tambora sorgte dieser Einfluss für eine Reihe kühlerer Jahre und schlechter Ernten, so dass es mindestens in Europa und Asien zu Missernten und Epidemien kam.

Heute ist der Vulkan von Deception Island weiterhin aktiv; seit dem 19. Jahrhundert ist er rund 20-mal ausgebrochen – allerdings in verhältnismäßig kleinem Umfang. Die letzte nennenswerte Eruption fand 1970 statt, drei Jahre zuvor beschädigte geotektonische Aktivität eine britische und zwei chilenische Forschungsstationen schwer. Der Ascheregen beeinträchtigte zudem immer wieder große Pinguinkolonien in der Region und löschte sie sogar phasenweise aus.

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