Chronologie I: Ägypten: Wann regierte Echnaton?
Drei Jahrtausende lang herrschten Pharaonen über Ägypten, angefangen vom mythischen König Menes bis hin zur
griechischen Ptolemäer-Dynastie. Ihre Abfolge als Grundgerüst einer Chronologie des Nilstaats zu ermitteln erfordert
jedoch detektivischen Spürsinn und Geduld. Antike Königslisten, Briefwechsel, astronomische Beobachtungen und
anderes mehr, sorgfältig miteinander verknüpft, liefern Hinweise auf Regenten und Regierungszeiten. Lässt sich die
Titelfrage mit diesem Vorgehen immerhin auf Jahrzehnte genau beantworten – Echnaton regierte vermutlich im
14. Jahrhundert v. Chr. –, sind bei späteren Königen wie Psammetich II., einem Pharao des 6. Jahrhunderts, sogar auf
den Tag genaue Angaben möglich.
Angriff ist die beste Verteidigung!
Gut sechs Jahrzehnte waren vergangen,
seit Psammetich I., Fürst
von Sais (heute Sael-Hagar) im
Nildelta, die nubischen Fremdherrscher vom
Pharaonenthron vertreiben konnte. Doch
nach wie vor befürchtete Ägypten einen Angriff
Nubiens. Im Jahr 593 v. Chr. rüstete
sein Enkel Psammetich II. zum Präventivschlag,
zerstörte und plünderte die Städte des
südlichen Nachbarlandes, um dem Feind jede
weitere Operationsbasis zu nehmen. Im Jahr
darauf unternahm der ehrgeizige junge Pharao
eine Reise nach Palästina, das zum neubabylonischen
Reich gehörte. Um außenpolitische
Beziehungen zu verbessern, glauben
manche, um den judäischen König zu einer
Revolte anzustacheln und den Einflussbereich
Ägyptens so wieder zu erweitern, vermuten
andere. Doch zwei Jahre später erlag
der Pharao einer Krankheit. Mögen wir über
die politischen Ambitionen Psammetichs II.
nur mutmaßen können, das Datum seines
Todes ist gewiss: 9. Februar 589 v. Chr.
Wie ist es möglich, dass Ägyptologen solche Ereignisse auf den Tag genau datieren können? Schließlich kannte man im Nilstaat weder unseren julianischen Kalender noch Christi Geburt als Bezugspunkt. Mehr noch: Wie im Alten Orient üblich, stellte jeder Thronwechsel die Jahreszählung auf eins zurück. Und wer wie lange regierte, überliefern nur wenige Quellen, zudem nie vollständig und verlässlich. So hatte beispielsweise Psammetich II. die Namen nubischer Pharaonen aus Königslisten tilgen lassen. Die Abfolge der Dynastien, die Regierungszeiten der jeweiligen Pharaonen, die in Geschichtsbüchern nachzuschlagen sind – sie alle beruhen auf dem Studium alter Schriften und detektivischer Kleinarbeit. Schon Herodot (um 490- um 425 v. Chr.), Begründer der Geschichtsschreibung, widmete in seinen "Historien" dem Land der Pharaonen ein Kapitel. Im zweiten Buch nennt er den ersten König...
Wie ist es möglich, dass Ägyptologen solche Ereignisse auf den Tag genau datieren können? Schließlich kannte man im Nilstaat weder unseren julianischen Kalender noch Christi Geburt als Bezugspunkt. Mehr noch: Wie im Alten Orient üblich, stellte jeder Thronwechsel die Jahreszählung auf eins zurück. Und wer wie lange regierte, überliefern nur wenige Quellen, zudem nie vollständig und verlässlich. So hatte beispielsweise Psammetich II. die Namen nubischer Pharaonen aus Königslisten tilgen lassen. Die Abfolge der Dynastien, die Regierungszeiten der jeweiligen Pharaonen, die in Geschichtsbüchern nachzuschlagen sind – sie alle beruhen auf dem Studium alter Schriften und detektivischer Kleinarbeit. Schon Herodot (um 490- um 425 v. Chr.), Begründer der Geschichtsschreibung, widmete in seinen "Historien" dem Land der Pharaonen ein Kapitel. Im zweiten Buch nennt er den ersten König...
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben