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Pflanzenphysiologie: Bitte streichle mich (nicht)



Viele Pflanzenfreunde behaupten, ihre Lieblinge würden besser gedeihen, wenn sie mit ihnen reden. Während dies nach wie vor umstritten ist, wurde jetzt wissenschaftlich belegt, dass es manchen Wildkräutern gut tut, wenn sie zweimal pro Woche gestreichelt werden. Andere Arten nehmen das Tätscheln allerdings übel: Sie werden vermehrt von Insekten befallen oder gehen sogar ganz ein. James Cahill von der Universität von Delaware in Newark sowie Jeff Castelli und Brenda Casper von der Universität von Pennsylvania in Philadelphia hatten bei ihren feldökologischen Untersuchungen einer Bergwiese beobachtet, dass die von ihnen markierten Pflanzen mehr Fraßspuren zeigten als die in Ruhe gelassenen. In einem neuen Experiment simulierten sie deshalb die bei ihren Messungen üblichen Berührungen und verglichen die Folgen für verschiedene Pflanzen – mit erstaunlichem Resultat: Während Blutwurz und Leinkraut beispielsweise von den Streicheleinheiten profitierten, bekam die Zuwendung dem Indianerhanf weniger gut; er litt anschließend unter verstärktem Insektenbefall. Die Forscher vermuten, dass sich durch die Berührungen die Blattstruktur ändert oder dass die Pflanzen leichtflüchtige Substanzen abgeben, die Insekten anlocken bzw. abwehren. Die Beobachtung ist für Feldökologen etwas Ähnliches wie die Heisenbergsche Unschärferelation für Physiker: Beide besagen, dass der Akt der Beobachtung das beobachtete Objekt beeinflusst – aber nicht wie. (Ecology 82(2), S. 307)

Aus: Spektrum der Wissenschaft 4 / 2001, Seite 26
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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