Lexikon der Ernährung: Muschelvergiftung
Muschelvergiftung, E mussel intoxication, shellfish poisoning, nach dem Verzehr von Muscheln oder Austern auftretende Intoxikationen. An Bedeutung zunehmende Form der Lebensmittelvergiftung, die in den USA bereits einen Anteil von ca. 10 % ausmacht. Die Toxine (Muschelgifte) stammen aus giftigen Dinoflagellaten, die sich in warmen Jahreszeiten stark vermehren können und den Schalentieren als Nahrung dienen. Paralytic Shellfish Poisoning wird durch hochsubstituierte 3,4,6-Trialkyltetrahydropurinderivate (Saxitoxin) hervorgerufen, die an erregbaren Membranen die Na+-Kanäle und damit die Reizleitung selektiv blockieren. Die LD 50 der Maus i. p. liegt bei 10 µg / kg KG. Erkrankungen des Menschen (Parästhesien in Gesichtsregionen, Taubheitsgefühle bis zu völligen Lähmungen der Extremitäten) werden ab 200 µg / kg Muschelfleisch beobachtet. 1 mg kann für Erwachsene tödlich sein. Die Prognose ist gut, wenn die ersten 12 h überlebt werden. Durchschnittlich 8 % der Vergiftungen enden tödlich. Das Alkaloid Saxitoxin ist hitzestabil, geht jedoch in das Kochwasser über. Der Nachweis erfolgt über Mäuse-Bioassays, Fluoreszenzspektroskopie oder HPLC. Diarrhetic Shellfish Poisoning wird durch Dinophysistoxine (verwandt mit Okadainsäure) und Pectenotoxine (Lactonderivate) ausgelöst und ist vor allem gekennzeichnet durch Diarrhö, Übelkeit und Erbrechen, wobei die Symptome 4–12 h nach Aufnahme von < 50 µg auftreten. Vgl. Fischvergiftungen.
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