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Teutoburger Wald: Tote Germanen in römischem Ofen

Töpferofen
Modell eines Töpferofens
Das germanische Triumphgeheul nach der legendären Varusschlacht klang den Römern wahrscheinlich noch in den Ohren, als sie sich im heutigen Haltern am See einer Gruppe wilder Angreifer gegenüber sahen. Doch das Glück war auf Seiten der Legionäre: Sie schlugen die Attacke der 24 Männer blutig nieder und warfen ihre Leichen in einen Töpferofen.

Archäologen hatten sie schon in den 1990er Jahren entdeckt. Jetzt ergaben Untersuchungen der Gebeine, dass es Germanen waren, die vor 2000 Jahren die Römer angegriffen hatten.

Im Töpferofen fanden die Archäologen ... | ... auch die Schädelkalotte und Kieferreste eines Hundes, der die Germanen vermutlich begleitet hat.
Anhand der chemischen Zusammensetzung des Zahnschmelzes konnten die Wissenschaftler feststellen, dass es sich bei den Angreifern allesamt um Germanen handelte. Einige von ihnen stammen aus der näheren Umgebung, andere von weither – und zwar entweder aus dem Schwarzwald oder aus Böhmen.

Rudolf Aßkamp vom LWL-Römermuseum in Haltern vermutet, dass die Germanen das römische Hauptlager nach 9 n. Chr. angriffen – nachdem die römischen Truppen in der Varusschlacht unterlagen und sich langsam aus den rechtsrheinischen Gebieten zurückgezogen hatten. "Denn keine Germanengruppe wäre so verrückt gewesen diese Militäranlage anzugreifen, so lange sie noch mit mehreren tausend römischen Berufssoldaten besetzt war". Wahrscheinlicher sei daher ein späterer germanischer Angriff auf eine zurück gelassene römische Rumpfbesatzung. In diesem Fall hätten die Römer das Lager in Haltern nicht wie bislang angenommen im Jahr der verlorenen Varusschlacht 9 n. Chr. aufgegeben – sondern einige Jahre später.

Diese Erkenntnis könnte weit reichende Konsequenzen für die deutsche Römerforschung mit sich bringen. Denn bisher ist der 9 n. Chr. endende "Haltern-Horizont" in der Wissenschaft die Eichmarke für alle römischen Funde der augusteischen Zeit in Deutschland. "Wenn sich der Haltern-Horizont um fünf oder sechs Jahre nach hinten verschiebt, müssten wir viele andere Funde in Deutschland für jünger ansehen als bisher angenommen", so Aßkamp.

Tabea Rueß

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