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Unterwasserarchäologie: Sprachverwirrung auf der "Mary Rose"

Der englische König Heinrich VIII. kochte vor Wut, als sein geliebtes Flaggschiff 1545 mit mehr als 400 Mann an Bord nach kurzem Gefecht sank. Rasch schossen Spekulationen ins Kraut, ob wirklich die Kanonen der Franzosen das Schicksal der "Mary Rose" besiegelt hatten oder womöglich die eigene Mannschaft – durch ein riskantes Wendemanöver etwa.

Tatsächlich könnte es genau so gewesen sein. Der Grund dafür ist nach Ansicht von Lynne Bell von der Simon Fraser University Canada einfach: "Die Crew hat die Befehle ihres Kapitäns nicht verstanden."

Bell und ihre Mitarbeiter hatten 18 Gebeine der Seeleute erforscht und mit Hilfe der Isotopenanalyse deren Herkunft bestimmt. Das Ergebnis: Weniger als ein Drittel der Matrosen kam aus England. Die meisten stammten hingegen aus Südeuropa und waren vermutlich in Spanien, Italien oder Griechenland zu Hause.

"Die Besatzung der Mary Rose bestand wohl zur Mehrheit aus Söldnern, die kaum oder gar kein Englisch konnten", berichtet Bell. Ihr Untergangsszenario: Durch Missverständnisse wurden bei unruhiger See die Kanonenluken zu früh geöffnet – ein kapitaler Fehler, der zur Flutung des Laderaums führte. Einer erfahrenen und eingespielten Mannschaft sei dies nach Ansicht der Forscherin vermutlich nicht passiert.

Das Wrack der Mary Rose wurde 1971 vor der Küste von Southampton entdeckt und elf Jahre später gehoben. Es zeigte keinerlei Spuren von feindlichem Beschuss, allerdings waren die Geschützklappen offen.

Robin Gerst

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