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Schweden: Neue Ursache für den Verfall der Vasa entdeckt

Der Stolz der königlichen Flotte Schwedens, das Flaggschiff "Vasa", sank am 10. August 1628 bei seiner Jungfernfahrt. Nach der Bergung 1961 wurde der schmucke Dreimaster 27 Jahre lang gründlich restauriert und kann heute in einem eigenen Museum in Stockholm bewundert werden. Die Frage ist nur, wie lange noch. Die Stabilität des ausgestellten Wracks ist ernsthaft gefährdet. Nach neuesten Untersuchen sind Eisennägel für die Bildung von Säuren verantwortlich, die das Schiff langsam von innen zersetzen.

Im Jahr 2000 tauchten erstmals Kristalle am Rumpf des Wracks auf – erste Zeichen für einen Verfall. Bisher machten Forscher Schwefelsäure für die Zersetzung verantwortlich, doch das war ein Irrtum. Der Chemiker Gunnar Almkvist von der Swedish University of Agricultural Sciences untersuchte die chemischen Prozesse im Schiffsbauch und entdeckte dabei den wahren Grund: Ameisen- und Oxalsäure greifen das Holz an.

In den Jahren auf dem Meeresgrund sogen sich die Planken des Wracks mit Meerwasser voll, in dem Eisenionen gelösten waren. Diese stammen von den vielen Schiffsnägeln und Kanonenkugeln der über 60 Geschütze, mit denen das stolze Kriegsschiff bewaffnet war. Nach der Bergung begann das Eisen zu oxidieren. Durch den Sauerstoffkontakt bildeten sich so genannte "Freie Radikale", die für die Entstehung der organischen Säuren verantwortlich sind.

Doch Almkvists Untersuchungen zeigen noch mehr: Je höher der Schwefelanteil in den Wrackteilen ist, desto besser erhalten sind sie. Der vermeintliche Übeltäter schützt das Holzschiff demnach sogar vor den aggressiven Säuren, weil es die Eisenoxidation verhindert. Nicht so das zur Restauration verwendete Konservierungsmittel Polyethylenglykol (PEG). Dieses organische Gel scheint durch die Radikale ebenso zu Säuren gewandelt worden zu sein, wie das Schiffsholz.

Derzeit arbeiten die Restauratoren und Chemiker des Vasa-Museums fieberhaft an einer Möglichkeit den Verfall des Denkmals zu stoppen und die Vasa ein zweites Mal zu retten.

Robin Gerst

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