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Dendrochronologie: Eichen geben Aufschluss über das mittelalterliche Wetter

Bäume sind recht präzise Klimaarchive. Wenn die Sommer trocken sind, ist ihr Wachstum gehemmt – und der alljährlich gebildete Ring im Stamm schmal. Umgekehrt ist dieser breit und kräftig, wenn es warm und feucht ist. Weil die Eiche diesbezüglich besonders sensibel ist, konnten Forscher mit ihrer Hilfe nun eine detaillierte Klimachronologie Mitteldeutschlands erstellen. Sie reicht bis ins Mittelalter zurück – und spiegelt eine Reihe historischer Ereignisse wider.

Die Sommertrockenheit der letzten 1 000 Jahre ... | ... erfasst diese Wetterkurve.
Dazu haben Ulf Büntgen von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft bei Zürich und seine Forscherkollegen die Jahresringe von knapp 1 000 Eichen bekannten Alters aus Nordhessen und Südniedersachsen analysiert. Manche davon fanden die Forscher im Gebälk von Kirchen, Schlössern und Fachwerkhäusern; die älteste Probe stammte aus dem Jahr 996.

Sehr breite Jahresringe fanden sich etwa in den Jahren der "Mittelalterlichen Warmzeit" bis etwa 1300. Damals wurde in Südschottland Wein angebaut! In den Jahren 1315 bis 1317 kam es hingegen zu einer weit reichenden Dürre. Die Eichen litten und bildeten nur schmale Ringe aus: In ganz Europa litten die Menschen in dieser Zeit Not und Hunger.

Auffällig ist der erhöhte Sommerniederschlag in den 1350er bis 1370er Jahren. Niemals gediehen die Eichen besser als in dieser feuchtwarmen Zeit – genau so, wie Xenopsylla cheopis: der Rattenfloh. Erst durch dessen massenhaftes Auftreten konnte sich die Pest ausbreiten und ein Drittel der europäischen Bevölkerung dahinraffen.

Nicole Mai

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