Direkt zum Inhalt

Königsmumien: Streit um Tutanchamun

Schädelmaße, Röntgentechnik, genetische Fingerabdrücke – seit mehr als 100 Jahren rücken Naturwissenschaftler den Königsmumien der 18. Dynastie mit den Hightechmethoden ihrer Zeit zu Leibe. Doch decken sich ihre Erkenntnisse nicht immer mit denen der Ägyptologen.
Streit um Tutanchamun

"Können Sie etwas sehen?", fragte Lord Carnarvon aufgeregt. "Ja", flüsterte Howard Carter. "Wunderbare Dinge!" Der englische Archäologe hatte an diesem denkwürdigen 26. November 1922 die unversehrten Siegel eines Grabs gebrochen, dessen Inhaber bis heute Forschern Rätsel aufgibt: Tutanchamun, der dritte König nach Echnaton. Durch eine kleine Öffnung in der Wand tauchte Carter eine Kerze ins schwarze Dunkel und berichtete seinem Geldgeber, welche Wunder er im schwachen Schein der Flamme erblickte: kostbare Truhen und Schreine, vergoldete Betten, kunstvolle Stühle und Hocker, Statuen aus Ebenholz, Streitwagen und Alabastergefäße – "die Requisitenkammer einer untergegangenen Kultur", wie er später in sein Tagebuch schrieb.

Dass Carter diese Ruhestätte nach langen Jahren unermüdlicher Suche im Tal der Könige schließlich finden konnte, "verdankte" er zwei Menschen: zum einen Haremhab, dem letzten Pharao der 18. Dynastie, der alle Erinnerungen an Tutanchamun und die übrigen Herrscher der Amarnazeit auszulöschen versucht hatte. Schon wenig später galt er den Ägyptern als direkter Nachfolger Amenhoteps III. Echnaton, Königin Anchetcheprure, Semenchkare, Tutanchamun und Eje – es war als hätten diese Pharaonen nie existiert. Erst im 19. Jahrhundert stießen Forscher immer wieder auf Hinweise, dass die überlieferten Königslisten nicht vollständig sein konnten. Der millionenschwere Hobbyarchäologe Theodore M. Davis war es dann, der 1907 Tutanchamuns Namen wieder aus dem Dunkel der Geschichte hob. Als er das Tal der Könige nach Gräbern durchkämmte, entdeckte er auch ein Balsamierungsdepot" – eine Grube mit Krügen, Mumienbinden, leeren Natronbeuteln und Resten eines Leichenschmauses. Das Ensemble lieferte nicht nur einen deutlichen Hinweis auf ein Grab, sondern auch einige Tonsiegel mit dem Namen des vergessenen Pharaos. Davis hatte dem Fund wenig Beachtung geschenkt und 1912 das Tal mit den Worten verlassen: "Ich fürchte, jetzt ist das Tal der Könige ausgeschöpft". Doch für Carter war klar: Das Grab eines gewissen Tutanchamun harrte noch seiner Entdeckung ...

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Chinas gigantischer Neutrinodetektor geht an den Start

In dieser Ausgabe der »Woche« gehen wir einem der größten Rätsel der Physik nach: der bisher nicht messbaren Masse von Neutrinos. Um der Lösung ein Stück näher zu kommen, wird in China gerade eine riesige neue Forschungsanlage unter der Erde gebaut. Außerdem: Wie konnten Sauropoden so riesig werden?

Spektrum Geschichte – Punt

Weihrauch, Gold und Paviane – aus Punt beschafften die alten Ägypter Güter der Sonderklasse. Dafür nahmen sie mühsame Expeditionen in Kauf. Wohin genau, ist aber nicht gesichert. Pavianmumien geben nun Aufschluss. Und das Verhalten der Tiere verrät, warum man für die Primaten in die Ferne zog.

Spektrum - Die Woche – Später Kinderwunsch

Die biologische Uhr tickt, aber geht sie auch richtig? Forschung zu spätem Kinderwunsch kommt zu ganz anderen Ergebnissen, als der simple Blick aufs Alter vermuten lässt. Außerdem reisen wir in die Zeit der Hethiter und einer außerordentlich mächtigen Frau.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.