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Anthropologie: Lebten die letzten Neandertaler am Polarkreis?

Lebten die letzten Neandertaler am Polarkreis?
Blick auf den Ural am Polarkreis ... | ... von der Ausgrabungsstätte in Byzovaya.
Vermutlich waren es Neandertaler, die vor 28.500 Jahren am Fuß des nördlichen Uralgebirges mehr als 300 Steinwerkzeuge und zahlreiche Mammutknochen hinterließen. Das Besondere daran: Nach bisherigen Kenntnissen verschwanden die letzten Neandertaler mindestens 5000 Jahre früher! Die verschiedenen Werkzeuge aus dem russischen Byzovaya – Steinschaber, Faustkeile und Keilmesser – besitzen die typischen Formen des Moustériens, einer Kulturstufe der mittleren Altsteinzeit, die von zirka 120.000 bis 37.000 vor heute andauerte – und von den Neandertalern getragen wurde.

Die beiden Forscher des CNRS ... | ... Ludovic Slimak und Pavel Pavlov, untersuchen den Stoßzahn eines Mammut aus der Fundstelle von Byzovaya.
"Byzovaya war somit vielleicht einer ihrer letzten Fluchtorte gewesen", so der Archäologe Ludovik Slimak vom Centre national de la recherche scientifique (CNRS) in Toulouse. Schließlich ist Byzovaya die bisher nördlichste Fundstelle des Moustériens – über 1000 Kilometer weiter nördlich als alle anderen bisher bekannten Fundplätze dieser altsteinzeitlichen Kultur.

Noch ist nicht erwiesen, dass hier tatsächlich Vertreter von Homo neanderthalensis siedelten – die Forscher hoffen aber, bald auch Knochenreste zu finden. Für ihre These spricht immerhin, dass sich in Byzovaya keine Werkzeuge aus der auf das Moustérien folgenden jüngeren Altsteinzeit fanden, die allein vom anatomisch modernen Menschen dominiert wurde.

Dieses Steinartefakt aus Byzovaya ... | ... stammt aus dem Mittelpaläolithikum und war ein typisches Werkzeug des Neandertalers.
Der bisher jüngste bekannte Fund eines Neandertalers ist das rund 33.000 Jahre alte Skelett von Vindija in Kroatien. Nach den neuen Ergebnissen aus Nordrussland hätten die Neandertaler und Homo sapiens, der sich aus Afrika kommend vor 40.000 Jahren in Europa ausbreitete, doch länger nebeneinander gelebt als bislang angenommen.

Miriam Jolien Blümel

Science 332, S. 841-845, 2011

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